Wie die Deutsche Bank und Co. den Traumurlaub vermiesen


Seit kaum einer Woche sind wir aus unserem langersehnten Peru-Urlaub zurück. Inzwischen schwärmen wir von unserem Trip - eine Weile lang sah es aber ganz und gar nicht nach einem Traumurlaub aus. Warum? Lest selbst:

Irgendwann einmal habe ich gelernt, dass das Maestro-Zeichen mit dem roten und dem blauen Kreis auf meiner EC-Karte quasi magisch ist: Ist es auf einem Automat abgebildet, dann kann ich hier Geld abheben - egal wo auf der Welt. Das hat bisher auch immer wunderbar funktioniert: In Frankreich, in Schweden - ja sogar in Polen! Unbekümmert wie ich bin, habe ich also auch darauf vertraut, in Peru an mein Geld zu kommen. Doch als ich meine Karte in Arequipa in den Automaten steckte, kam eine Fehlermeldung. Unsere notdürftige Übersetzung: "Es kann kein Geld ausgezahlt werden". "Vielleicht ist nicht mehr genug Geld im Automaten?", frage ich mich und versuche es nochmal mit einem geringeren Betrag, doch Fehlanzeige. Beim Automat direkt gegenüber das gleiche Prozedere. Und bei der Bank ein paar Häuser weiter ebenso. Beim Geldabheben mit der Kreditkarte habe ich auch kein Glück - habe ich überhaupt die richtige Geheimzahl? Langsam bekomme ich Panik. Wurde etwa mein Girokonto geplündert? Nein, das kann nicht sein, denn mein Freund (der bei der gleichen Bank ist), bekommt genausowenig Geld. Was also ist mit unseren Girocards los?

Zitat von der Maestro Webseite:
"Mit Maestro können Sie problemlos (...) Geld am Automaten abheben – und das weltweit." 

Nachdem wir bestimmt sechs verschiedene Automaten abgeklappert hatten, kam langsam die Erkenntnis: Wir bekommen kein Geld. In bar hatten wir vielleicht noch 30 Soles, also knapp 10 Euro im Geldbeutel. Vor meinem inneren Auge habe ich schon ausgerechnet, wie wir bloß mit unseren verbliebenen paar Müsliriegeln zwei Wochen über die Runden kommen sollen. Mit zugeschnürtem Hals sind wir bedröppelt ins Hotel zurückgekehrt um ersteinmal im Internet nachzuforschen.

Tatsächlich fanden wir den Grund: Die Deutsche Bank und ihre Töchter wie zum Beispiel die Norisbank, bei der wir sind, hat aus Sicherheitsgründen das Limit fürs Geldabheben außerhalb Europas begrenzt. Nicht auf 100 oder 50 Euro, nein - auf 0 Euro. Der Verbraucherschutz läuft Sturm, aber den Bankern ist das egal. "Das Limit kann jederzeit telefonisch erhöht werden", so die Antwort. Aha, telefonisch. Meine Onlinebanking-Pin kann ich ja auswendig, aber meine Telefonpin? Mitnichten! Und ohne die läuft bei der Norisbank nichts, das weiß ich. Glücklicherweise wissen wir uns zu helfen: Eine Freundin (und für den Urlaub auch Katzensitterin) sucht die Pin für mich heraus. "Hallelujah", denke ich, als ich an den ersten Münzautomat gehe und bei der Norisbank-Hotline anrufe. Doch nachdem ich mich durch das Menü getippt habe und bei einer Servicemitarbeiterin ankomme: "Hallo? Frau Schreiber? Ich kann sie nicht hören! Bitte rufen sie nochmal an!" Mist, ist etwa das Telefon kaputt? Am nächsten Münztelefon habe ich ein anderes Problem: Ich verstehe die Bandansage kaum. Und als wir es aus einer Zelle im Internetcafé probieren, wieder das alte Problem. "Ist da wer? Ich verstehe nichts!" Entnervt zücke ich mein Handy und versuche nicht an die horrenden Auslandstarife zu denken. Nachdem ich zehn Minuten in der Warteschleife hänge, denke ich doch daran und lege lieber wieder auf. "Na gut", rede ich mir ein: "In Deutschland ist jetzt mitten in der Nacht, da wird das Callcenter nicht voll besetzt sein. Morgen wird alles besser."

Am nächsten morgen machen wir es uns mit dem Hotelelefon bequem. Die Tastenreihenfolge im Menü kenne ich inzwischen auswendig. Doch nach einer Albtraumnacht (Horrorvisionen davon, dass ich nichtmal einen Arzt im Ausland bezahlen könnte) bekomme ich fast einen Nervenzusammenbruch als der Telefonist am anderen Ende meint: "Ich kann Sie leider nicht hören" und auflegt. Verdammt, hat die Norisbank etwa peruanische Telefonleitungen blockiert oder was? Also nochmal der Versuch mit dem Handy. Tatsächlich komme ich recht bald bei einer Mitarbeiterin heraus und freue mich schon. "Bitte, ich muss ganz dringend mein Abhebelimit für Peru erhöhen", zwitschere ich in den Hörer und bin stolz, dass ich noch so freundlich bleiben kann. "Kein Problem, ich verbinde Sie weiter", das Gegenüber. Und dann wieder die Warteschleifenmelodie. Sie dudelt. Sagt "Der nächste Servicemitarbeiter ist gleich für Sie da." Und dudelt weiter. Vor jeder Ansage setzt die Melodie aus und immer dann habe ich für einen kurzen Moment die Hoffnung, dass die Warterei zu Ende ist. Doch auch die Hoffnung stirbt irgendwann und nach 18 Minuten bin ich den Tränen nahe und mein Freund legt für mich auf.

Erst am Tag darauf, als unsere Nerven wieder etwas zur Ruhe gekommen sind, kommt mir die Idee, dass ich auch meine Mutter bitten könnte, das Kontolimit aufzuheben. Als ich ihr die Zugangsdaten durchgebe schreibe ich dazu: "Achtung, du wirst wahrscheinlich ewig in der Warteschleife hängen" - nicht, dass Sie auch die Geduld verliert. Als Sie per SMS durchgibt, dass alles klar ist, fällt mir ein Stein vom Herzen. Endlich! Vive Maman! Leider sind wir inzwischen mit unserer Reisegruppe weitergereist und in dem beschaulichen Bergdorf gibt es keinen einzigen Geldautomat, also gedulden wir uns noch bis zur nächsten Stadt. Erleichtert, dass wir endlich bald wieder flüssig sind, leiste ich mir von unseren letzten Soles sogar noch ein lustiges Andenken: Ein Lama als Kühlschrankmagnet!



In der nächsten Stadt geht unser erster Weg zur Bank. Frohen Mutes stecke ich die Karte in den Automaten und ... bekomme sie sofort wieder. "Karte nicht lesbar", sagt er. Auch beim zweiten Versuch. Das ist neu! Wie ihr euch schon denken könnt: Am nächsten und übernächsten Automaten das gleiche Spiel. Verzweiflung. Was ist nun wieder los? Ist der Magnetstreifen kaputt, weil ich ständig mit meiner Karte herumgefuchtelt habe? Nachts schrecke ich aus meinem Bett hoch und habe die Erkenntnis: Das Lama! Es war das Magnetlama! Als wir am nächsten morgen versuchen, die Karte mit Tesafilm zu präparieren, kann ich immerhin schon wieder lachen. Es soll wohl einfach nicht sein, dass wir im Urlaub Geld haben. Ob wir wohl Geld zugeworfen bekommen wenn wir uns mit einem "Gringo-Tourists without Money"-Schild an die Straße setzen? Natürlich rettet auch der feinste Klebestreifen unsere Karte nicht. Der Magnet ist hinüber. Und diesmal kann ich nichtmal der verflixten Bank die Schuld daran geben.

Dass unser Urlaub doch noch zum Traumurlaub wurde, das haben wir unserer Reisegruppe zu verdanken, genauer gesagt Angelika, die uns mit einem riesigen Vertrauensvorschuss einen ganzen Batzen Geld ausgeliehen hat, obwohl sie uns kaum kannte. Danke liebe Urlaubsretterin!

Ganz zuende ist die Geschichte aber noch nicht. Wir hatten ja noch die Option, das ganze Prozedere nochmal mit den Kontodaten meines Freundes durchzuziehen. Das wäre uns dann aber wirklich zuviel gewesen - also versuchten wir es mit Plan B: Zwar gibt es im Onlinebanking-Portal der Norisbank keinerlei Kontaktformular (Das würde ja Arbeit machen...), aber im Impressum haben wir eine E-Mailadresse gefunden. Also haben wir unsere Notlage geschildert und auf Antwort  gewartet. Die kam dann am nächsten Tag auch tatsächlich. "Bitte schreiben Sie uns einen Brief", stand darin. Hallooo? Brief? Hat sich überhaupt irgendwer die E-Mail durchgelesen? Nein, vermutlich nicht.

Nun, liebe Norisbank. Wir hatten ein paar nette gemeinsame Jahre als du noch eine Filiale in Karlsruhe hattest. Nun bist du eine komplett-Direktbank ohne jeglichen Service. Ich befürchte, der letzte Urlaub hat unser Verhältnis unwiederbringlich zerstört. Wie es aussieht, hast du bald zwei Kunden weniger. Einen letzten Versuch gebe ich dir aber noch: Ich werde dir meine Handyrechnung schicken.

Kommentare

  1. Das ist aber blöd gelaufen :( ich habe aber norisbank noch nie gehört muss ich sagen bin sehr zufrieden mit der sparkasse :)

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  2. Heilige Scheiße!
    Wenn die Bank nichts tut würde ich mit der Story ja mal zum Verbraucherschutz gehen...

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